Obwohl die Inflation Anfang 2024 weiterhin über dem 2%-Ziel lag, preisten die Anleger zunächst bis zu sieben Zinssenkungen 2024 durch Fed, BoE und EZB ein. Die Finanzanlagen erholten sich, da sie positiv auf die Lockerung der Finanzbedingungen und die robusten Wachstumssignale reagierten. Aber wie sagt man?
Man kann nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Im April legten die Renditen zehnjähriger US Treasuries aufgrund hartnäckiger Inflation um 50 Basispunkte zu. Gleichzeitig mussten die Märkte eine grosse Menge neuer US-Treasuries aufnehmen, um das hohe Defizit der US-Regierung zu finanzieren. Weitere Renditeanstiege würden Risikoanlagen und das Wirtschaftswachstum treffen. Auf den aktuellen Niveaus ist dies aber nicht unser Basisszenario. Das Finanzministerium hat Hebel, um die Emissionszusammensetzung anzupassen, um den Druck auf Staatsanleihen zu mindern. Angesichts der US-Wahlen 2024 liegt es im Interesse der aktuellen Regierung, die Stabilität der Märkte und der Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Wir empfehlen daher keine starke Risikountergewichtung und bleiben neutral. Die Zinsen könnten die Höchststände von 2023 noch einmal versuchen zu erreichen und zusammen mit dem wachsenden Inflationsdruck und der steigenden Schuldemission ein Risiko für unsere Sicht sein. Bei der Duration dürften einige dieser Risiken bereits auf den aktuellen Niveaus eingepreist sein.
Zwei Jahre später scheinen sie, allen voran das Fed, sehr erpicht darauf, die Zinsen wieder zu senken, obwohl ihr Inflationsziel von 2% noch nicht erreicht ist. Seit letztem Sommer stieg die US-Kerninflation (Dreimonatsveränderung annualisiert) wieder auf 4.2%, ohne jemals das 2%-Ziel erreicht zu haben. Selbst die Fed-Prognosen sehen keinen baldigen Rückgang der Inflation auf 2% angesichts der tiefen Arbeitslosenquote, einem anhaltenden Lohnwachstum um 5% und einem erwarteten Wirtschaftswachstum über Potenzial. Der Markt rechnet im Einklang mit den angedeuteten Absichten des Fed mit drei Zinssenkungen in diesem Jahr. Aktien und spekulative Anlagen wie Kryptowährungen stiegen stark an und der Rückgang der langfristigen Renditen führte zu deutlich günstigeren Finanzbedingungen. Die Bereitschaft der Zentralbanken, die Finanzbedingungen zu lockern, wirkt sich vorerst positiv auf Risikoanlagen aus, wir raten aber aufgrund der aktuell hohen Bewertungen zur Vorsicht.