Im Juni erhöhte die EZB ihre Zinsen zum achten Mal in Folge; die Leitzinsen stiegen innerhalb von weniger als einem Jahr um insgesamt 4%. Die Kerninflation der Eurozone blieb jedoch bei 5.3%, was zeigt, dass sich der beispiellose Straffungszyklus nur begrenzt auf die Wirtschaft auswirkte.
Die fortgeführte Zinskurvenkontrolle der Bank of Japan, die Liquiditätsspritzen der Bank of China als Antwort auf die Covid-bedingten Lockdowns und die Notkredite des Fed und der SNB für Banken wirkten den Effekten der quantitativen Straffung weitgehend entgegen. Es überrascht nicht, dass die Märkte Zinsschritte und sich verschlechternde Konjunkturindikatoren weitgehend ignorierten, was eine Risiko-Rally befeuerte, die zu einer stetigen Verengung der Kreditspannen führte. Doch die Zentralbanken waren nicht die einzigen Liquiditätsgeber. Die Debatte zur Schuldenobergrenze löste ungewollt eine quantitative Lockerung aus, da sich das US-Finanzministerium nicht in der Lage sah, neue Anleihen im erforderlichen Umfang zu emittieren. Da die Schuldenobergrenze wohl angehoben wird, dürfte sich dieser Prozess umkehren. Nach dem Beschluss zur Anhebung der Schuldenobergrenze im Jahr 2011 werteten Risikoanlagen markant ab und die Zinsen sanken. Ein ähnliches Ergebnis könnten wir auch diesmal sehen.